Die Universität Hildesheim hat ein neues Logo für die Einfache Sprache vorgestellt. Dieses Siegel ist ohne Auflagen frei verwendbar, so wie das bereits existierende Siegel „Leichte Sprache“. Das Siegel wurde vom Diplomdesigner Martin Markwort gestaltet.
Also, ich weiß nicht, was ich von der Siegelei halten soll… Wer bitte will einen Text mit dem Prüfsiegel Einfache Sprache kontrollieren? Es gibt doch kein Regelwerk.


Die Siegelei kommt mir vor, wie das Abstecken von Claims. Hier der Geschäftsbereich Leichte Sprache – dort der für Einfache Sprache. Wie man das potenziellen Auftraggebern vermitteln soll, ist mir schleierhaft.
Das Logo Einfache Sprache ist keine Verkaufshilfe
Einen gut geschriebenen Text in Einfacher Sprache mit dem Siegel zu kennzeichnen, ist doch eine Stigmatisierung und keine Verkaufshilfe. So empfinde ich das.
Ich habe schon mehrmals angemerkt, dass ich mit Prüfgruppen so meine Probleme habe.
Zahl der Prüfgruppen wächst stetig
Inzwischen braucht man ein halbes Dutzend davon, um jede Zielgruppe mit Leichter oder Einfacher Sprache bedienen zu können:
- eine Prüfgruppe Menschen mit Lernschwierigkeiten,
- eine mit psychischen Behinderungen,
- eine mit demente Menschen,
- eine für Gehörlose (Schriftdolmetscher schätzen Redner, die in Einfacher Sprache vortragen bzw. Einfache Sprache lässt sich besser von den Lippen ablesen),
- eine Prüfgruppe mit Flüchtlingen bis Kompetenzstufe A2 (Siegel Leichte Sprache),
- eine bis B1 (Siegel Einfache Sprache) und so weiter.
Wer kann sich schon so ein Prüfgruppen-Netzwerk leisten? Es wäre auch irgendwie sinnlos.
Duden-Ratgeber Leichte Sprache hilft nicht weiter
Muss ein Übersetzer/eine Übersetzerin für die Leichte Sprache einen Auftrag an einen Texter für die Einfache Sprache abgeben, wenn die Zielgruppe das nächst höhere Sprachenlevel erreicht hat?

Über den Duden-Ratgeber Leichte Sprache habe ich mich oft schon geärgert. Für wen ist der eigentlich verfasst worden? Garantiert nicht für Praktiker.
Dem akademischen Blick auf Schlechtleser fehlt meines Erachtens die Empathie. Der Abstand zur Zielgruppe wird sprachlich aufrechterhalten. In meinen Workshops sage ich, dass jeder Experte seine Fachsprache einfach erklären können sollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Duden-Autoren/innen dazu in der Lage sind.
Wie viel Grammatik passt in möglichst kurze Sätze?
Der wissenschaftliche Ansatz ist beinahe mathematisch: Wie viel Grammatik passt in möglichst kurze Sätze?
Meinen Blog „Leichte Sprache in der Kritik“ habe ich um meine Meinung zum Duden-Ratgeber Leichte Sprache ergänzt.
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