Ich wünsche allen das Beste für 2023. Als Solo-Selbständiger für die Dienstleistung Leichte und Einfache Sprache sowie Schulung und Beratung macht man sich in den ruhigen Stunden zwischen den Jahren so seine strategischen Gedanken, die ich gerne teilen möchte.
Was kann ich besser machen? Wie spreche ich potenzielle Kund*innen an?
Ich habe eines im vergangenen Jahr gelernt:
Die eigene Qualität beim Texten in Leichter und Einfacher Sprache stetig zu optimieren, das reicht nicht, um sich im Markt zu halten.
Marketing gewinnt an Bedeutung
In meinem jüngsten Block habe ich betont, wie wichtig Marketing für Textende ist. Der Spruch, Qualität setzt sich am Ende durch, stimmt nur bedingt.
Das hängt aus meiner Sicht damit zusammen, dass es mir nicht hinreichend gelungen ist, potenziellen Kund*innen zu verdeutlichen, was Qualität bei Texten in Leichter und Einfacher Sprache konkret und nachvollziehbar bedeutet.
Leichte Sprache klingt in den Ohren Normal-Lesender gewöhnungsbedürftig. Aber Normal-Lesende akzeptieren diese, weil sie ja für Menschen mit kognitiver Einschränkung gedacht ist. Das muss man ja irgendwie erkennen können.
Bestätigt der/die Texter*in, dass eine Prüfgruppe beteiligt war, gilt das automatisch als Bestätigung der Qualität. Wird zum Text ein Label mitgeliefert, wird die Qualität nicht weiter hinterfragt. Auch Standard-Illustrationen (die nicht eigens für den Text erstellt wurden) scheinen ein Beitrag zur Sicherung der Qualität zu sein. Also nicht der Text selbst wird bewertet, sondern das Beiwerk.
Zertifizierung sagt nichts über Verständlichkeit aus
Auch der Hinweis, dass ein selbst erstelltes Regelwerk vom Tüv zertifiziert ist, macht anscheinen einen mächtigen Eindruck auf Auftraggebende. Dabei steht in dem Zertifikat lediglich, dass der Qualitätsstandard dieses Anbieters die Anforderungen für ein zertifiziertes Produkt „erfolgreich erfüllt“. Eine Erklärung, was das bedeutet, gibt es nicht.
In diesem Tüv-Zertifikat steht nicht, dass das Regelwerk zum Ziel verständliche Sprache führt. Das Tüv-Siegel garantiert keine sprachliche Qualität der auf der Grundlage des selbst erstellten Regelwerks geschriebenen Texte. Aber es beeindruckt mehr als vorgetragene Erfahrungswerte.
Auftraggebende kennen nicht den Unterschied zwischen in Leichter Sprache gut geschriebenen Texten und Texten minderer Qualität. Deswegen ist Aufklärung so wichtig. Deswegen sind strategische Gedanken so wichtig.
Gute Texte fallen durch keinen besonderen Schreibstil auf
Bei Texten in Einfacher Sprache ist es nach meiner Erfahrung so: Je besser solche Texte geschrieben sind, umso schlechter erkennen Auftraggebende auf einen Blick den Mehrwert.
Gute Texte in Einfacher Sprache unterscheiden sich von der Normalsprache dadurch, dass Lesende diese einfach schnell und einfach verstehen. Gute Texte in Einfacher Sprache unterscheiden sich nicht durch einen auffälligen Schreibstil.
Aber genau das kann zu einem Problem führen: Auftraggebende erwarteten oftmals einen auf den ersten Blick erkennbaren Unterschied zur Normalsprache. Das führt unter Umständen dazu, dass sie holprige Sätze bevorzugen. Denn diese signalisieren, dass diese für eine bestimmte Zielgruppe geschrieben wurden. Sie erkennen, wofür sie ihr Geld ausgegeben haben.
Künstliche Intelligenz kommt schneller als gedacht
Und noch eine Erkenntnis aus 2022: Die KI kommt schneller, als ich gedacht habe.
Meine Thesen/Behauptungen dürfen gerne hinterfragt und diskutiert werden.
Für 2023 wünsche ich mir, dass die DIN-Regelwerke für die Leichte Sprache sowie die Einfache Sprache/Plain Language endlich verabschiedet werden und spätestens 2024 angewendet werden können.
Uwe Roth ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung (DIN). Dort entstehen zwei Regelwerke: Eine DIN Spec 33429 Leichte Sprache sowie eine DIN 8581-1 Einfache Sprache. Uwe Roth arbeitet an beiden Regelwerken intensiv mit. Zusätzlich entsteht auf internationaler Ebene eine ISO 24495 Plain Language (Einfache Sprache). Diese wird in einer DIN umgesetzt. Zu meinem Blog.
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