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Wahlprogramme in Einfache Sprache gebracht

Lesedauer 2 Minuten

Ich habe die Wahlprogramme der Parteien zu den Landtagswahlen in Bayern und Hessen für die Webseite von Aktion Mensch in die Einfache Sprache gebracht. Das war ein hartes Stück Arbeit.

Die Original-Texte waren extrem unverständlich. Wer sich auskennt zur Orientierung: Die HIX-Werte lagen unter 8 von notwendigen 16 Index-Punkten.

Siehe auch: Kontrolle der Einfachen Sprache durch Textanalyse ist hilfreich

Die AfD Bayern kam auf 0,2 von 16. Die Freien Wähler Bayern lieferten einen Index-Wert von 1,6/16 ab.

Wahlprogramme: Mit Fachsprache Eindruck machen

Sämtliche Parteien-Texte hätten unbearbeitet gar nicht in die Öffentlichkeit kommen dürfen. Dazu hätten sie einen Index-Wert von mindestens 14 haben müssen.

HIX = Hohenheimer Verständlichkeitsindex

Gleichzeitig betonen die Parteien, dass in ihren Internet-Auftritten eine Fassung in Leichter Fassung vorliege. Aber warum nicht gleich in verständlicher Form?

Die Autor*innen der Original-Texte haben jedenfalls nicht für die Wählerinnen und Wähler (ohne kognitive Einschränkung) geschrieben. Dafür sind diese eindeutig zu schwer.

Die Autor*innen wollten wohl beweisen, dass sie das Fach-Vokabular der Sozialgesetzgebung bzw. der Behindertenhilfe voll drauf haben. Beispiel: Komplexeinrichtungen (die die CSU beibehalten möchte).

Dazu kommen in allen Texten ein (unnötig) komplizierter Satzbau und Wortschlangen.

Wahlprogramme: Einfache Sprache für alle Menschen

Die Einfache Sprache ist für alle gedacht. Auch Menschen mit kognitiver Einschränkung sind durchaus in der Lage, sie zu lesen und zu verstehen. Selbstverständlich meine ich nicht alle Menschen aus diesem Personenkreis. Es sind aber mehr, als man denkt.

Aber ob Menschen, die fast gar nicht lesen können, mit der Leichen Sprache gedient wäre? Ich glaube nicht.

Ich jedenfalls hätte die Parteien-Texte trotz meiner Erfahrung beim besten Willen nicht in die Leichte Sprache bringen können. Zum Teil war sogar die Einfache Sprache kaum machbar.

Ich bin Mitglied bei DIN in den Redaktionskreisen Leichte Sprache und Einfache Sprache. Ich kenne die Grenzen des Machbaren.

Siehe auch: DIN Einfache Sprache: Mitglied in der Leitung des Projekts

Leichte Sprache nur mit Verlust von Inhalten

Ich hätte Inhalte aus dem Original der Parteien unter den Tisch fallen lassen müssen, um für die Einfache Sprache ein besseres Ergebnis zu erzielen. Aber der Auftrag lautete: bessere Verständlichkeit ohne Verzicht auf Inhalte. Und das war mein oberstes Ziel.

Die Parteien fordern in ihren Wahl-Programmen das Recht für Menschen mit Behinderung auf Informationen und Formulare in Leichter Sprache – und zwar ausnahmslos. Die individuelle Kommunikation mit einer Behörde eingeschlossen. Wie soll das bloß funktionieren?

Das zeigt mir, wie wenig Ahnung die Parteien von Leichter und Einfacher Sprache haben. Ihre (politische) Forderung umzusetzen, ist in der Praxis komplett nicht möglich.

Nehmen Parteien Leichte Sprache wirklich ernst?

Ich vermute mal, dass die Autor*innen der Wahl-Programme die Fassung in Leichter Sprache nicht gelesen haben. Bzw. sie nehmen Leichte Sprache überhaupt nicht ernst.

Sämtliche Inhalte der Verwaltung korrekt in die Leichte Sprache zu bringen, das geht nun mal nicht. Übersetzungen helfen da nicht weiter, wie gerne behauptet wird.

Solche Texte müssen neu geschrieben werden nach den Regeln der Einfachen Sprache. Auch Inhalte müssen neu geordnet werden.

Inhalte müssen für Einfache Sprache neu geordnet werden

Ein erster Schritt wäre zum Beispiel, das der Gesetzgeber die Texte des Sozialgesetzbuch 9 (Bundesteilhabegesetz) verständlich macht.

Sie in die Einfache Sprache zu bringen, wäre eine riesige Herausforderung. Nur in enger Kooperation mit Fachreferent*innen aus dem Ministerium wäre dies zu schaffen. Leichte Sprache kann man bei diesem Prozess getrost als nicht machbar außenvorlassen.

Wahl-Programme in Einfacher Sprache

https://www.aktion-mensch.de/inklusion/wahlen/landtagswahlen-bayern-und-hessen-parteien-check-inklusion


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