NACHGEFRAGT: BÜRO FÜR LEICHTE SPRACHE: LEICHT GESAGT UND GESCHRIEBEN

Lesedauer 2 Minuten

Das Hurraki Tagebuch stellt regelmäßig ein
Büro für Leichte Sprache vor.
Heute stellen wir das
Büro für Leichte Sprache Leicht gesagt und
geschrieben vor.

Uwe Roth von Leicht gesagt und geschrieben
hat auf unsere Fragen geantwortet.

Was bedeutet Leichte Sprache für Sie?

Eines vorweg: Meine Form, verständliche Texte zu schreiben, nenne ich Einfache Sprache. Aus Rückmeldungen weiß ich, dass meine Texte von Menschen mit Lernschwierigkeiten, aber Lesekompetenz, ganz gut verstanden werden. Ich möchte mit meiner Art des Textens erreichen, dass auch Leser ohne Einschränkungen damit etwas anfangen können.

Einfache Sprache ist für mich eine ehrliche Sprache. Sie kennt keine überflüssigen Wörter und komplizierten Wörter, die das Verstehen einschränken. Die Information steckt quasi nackt da und wird nicht hinter Wortungetümen versteckt.

Einfache Sprache bedeutet für Menschen mit Leseschwierigkeiten Barrierefreiheit. Verhilft einem Rollstuhlfahrer eine Rampe oder Fahrstuhl zur Barrierefreiheit, ist es für Menschen mit Leseproblemen die Einfache Sprache.

In einem Online-Artikel für den Vorwärts habe ich meine Gedanken dazu zusammengefasst: www.vorwaerts.de/artikel/lesen-schreiben-einfache-sprache-ehrlichste-sprache

Wer schreibt die Texte in Leichter Sprache?

Sämtliche Texte werden von mir für diese Zielgruppe geschrieben. Ich habe einen journalistischen Anspruch. Meiner Meinung nach kann man schwere Texte nicht Satz für Satz in die Einfache Sprache übersetzen. Das geht in der Regel schief.
Aus einer Vorlage hole ich mir alle Informationen, die für den einfachen Text wichtig sind. Dann schreibe ich den Text, ohne mich am Textaufbau der Vorlage zu orientieren. Meine 30-jährige Berufserfahrung als Journalist ist mir dabei sehr hilfreich. Ich habe zudem sehr viel Übung darin, Texte von Redundanzen (Wiederholungen und Überflüssiges) zu befreien.

Ein Beispiel ist dieser Zeitungsartikel. Die erste Version ist in normaler Zeitungssprache, die zweite zum gleichen Thema für die Zielgruppe in Einfacher Sprache geschrieben. Beide Artikel unterscheiden sich sehr:
www.zvw.de/inhalt.kernen-bahn-laesst-behinderte-im-stich.b11eef74-31f1-4f2a-915e-fabf377f9a93.html

Welche Hilfsmittel benutzten Sie?

Für die Umschreibung besonders schwieriger Begriffe google ich in der Hoffnung, dass irgendwo im Internet eine entsprechende Begriffserklärung zu finden ist. Das Regelwerk für die einfache Sprache habe ich ganz gut im Kopf, allerdings halte ich mich nicht sklavisch daran.

Wie werden die Texte auf Verständlichkeit geprüft?

Ich arbeite ehrenamtlich in einem Verein, den Menschen mit Lernschwierigkeiten gegründet haben, und den sie auch selbst führen. Mitglieder bekommen meine Texte zum gegenlesen. Außerdem arbeitet meine Frau in einer Behinderteneinrichtung. In ihrer Gruppe hat sie auch gute Gegenleser. Professionelle Gegenleser finde ich schwierig. Sie lernen in der Regel schnell hinzu, so dass ihr Urteil zur Verständlichkeit oftmals nicht mehr repräsentativ ist.

Für wen schreiben Sie Texte?

Leider habe ich noch keinen festen Kundenstamm. Ich schreibe für Zeitungen und insbesondere für Organisationen, die mit diesen Zielgruppen zu tun haben. Oftmals bin ich Ghostwriter, tauche als Autor gar nicht auf.

Was kostet ein Text in Leichter Sprache?

Honorar ist immer Verhandlungssache, ganz klar. Es geht auch immer darum, welches Budget hat der Kunde zur Verfügung. Bei Kunden aus dem sozialen oder Bildungsbereich verlange ich im Schnitt 36 Euro für die Stunde bzw. eine auszuhandelnde Pauschale für den gesamten Text. Unternehmen zahlen mehr.

Welchen Text sollte es in Zukunft unbedingt auch in Leichter Sprache geben?

Grundsätzlich sollten alle Texte in den Zeitungen, von Behörden und der Politik leichter verständlich werden. Die Lesekompetenz in der Bevölkerung geht allgemein zurück. Informationen, die sich an eine bestimmte Zielgruppe richten, müssen für die Lesekompetenz dieser Menschen geschrieben sein. Aber es ist schon eine große Herausforderung, sämtliche Informationen, die Menschen mit Lernschwierigkeiten zur Bewältigung ihres alltags benötigen, in Einfache Sprache zu bringen. Sich der Herausforderung zu stellen, bedeutet, man nimmt die Inklusion ernst. Aber da sind wir noch ganz am Anfang.


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